die Ostküste Schwedens - Teil 2

von Stockholm nach Skellefteå
letzter Abend an der Ostsee (1)


110. Tag: Docksta - Ava 111km (1200 Höhenmeter)

Zum Glück habe ich mir auf Komoot angeschaut wo Raphael und Tabea am Vortag lang gefahren sind, um die E4 zu umgehen. Ich wähle die gleiche Strecke und so geht es nach dem Frühstück los. Der Campingplatz ist noch ziemlich tot, als ich mich um kurz vor acht auf den Weg mache. Die Sonne scheint bereits und das Wetter stimmt. Kurze Zeit noch auf Asphalt, aber schon bald auf Schotter geht es 15 Kilometer bergauf. Landschaftlich super, denn kein Verkehr und alles ganz still. Am höchsten Punkt angekommen ist mir zum Einen sau warm und zum Anderen muss ich Pause für Fotos machen. Dann geht es bergab. Ich beherrsche mein Fahrrad mittlerweile wie im Schlaf, aber als ich bei rund 40km/h in tiefen Kies, dazu noch in einer Kurve, komme, hoffe ich das beste. Alles geht gut, aber fortan villeicht fünf Stundenkilometer langsamer. Runter von der Nebenstraße und zurück auf eine Hauptstraße. Entlang der Küste, zumindest so ungefähr, denn das Meer sehe ich nicht. Dafür aber viele kleine Seen, eingebettet in die Berge, die leider erklommen werden müssen, was jede Aussicht ziemlich anstrengend macht. Um einige dieser Seen stehen nur ein paar Sommerhäuser herum und sonst wilde Natur. Die Straße ist auch für Camper als schöne Strecke beschrieben, dem entsprechend kommen mir einige entgegen. In Ömsköldsvik zurück an der Ostsee und am Hafen kurze Pause, bevor ich einige hundert Meter weiter direkt am Wasser Mittagspause mache. Hinter Ömsköldsvik kann ich dann nicht mehr verhindern für ein paar Kilometer auf die E4 zu müssen. Als das überstanden ist, geht es auf Nebenstraßen an der Küste entlang. Es fängt an zu regnen und ich setze mich vor der Kirche in Grundsunda unter eine große Birke. 20 Minuten später weiter zu fahren, stellt sich als schlechte Entscheidung heraus, denn der Regen beginnt erneut. Ich setze mich in eine ziemlich abgeranzte Bushaltestelle und warte, dass der Regen aufhört. Da ich bereits 97 Kilometer gefahren bin, warte ich und mache Pause. Dann geht es weiter. Kurz vor der E4, endlich mein erster Elch. In einer Kurve steht da eine Elchkuh, riesig die Tiere, bekommt man locker vier Ponys drin versteckt. Eben ein paar Bilder, ich traue mich nicht näher ran, da ich nicht weiß ob sie Nachwauchs dabei hat. Dann auf die Bundesstraße und bis in die nächste Haltebucht für einen Plan. Hier liegt direkt ein Campingplatz und als der Besitzer meint für zehn Euro kann ich hier stehen, bin ich sofort dabei. Zelt aufbauen und Pause machen, kochen, duschen, essen und ins Bett.

schöne Aussicht (2)


111. Tag: Ava - Invarsboden 116km (850 Höhenmeter)

Ich stehe früh auf, packe alles zusammen, baue das Zelt ab und frühstücke dann. Ein paar Schotterwege, um nicht auf meiner Lieblingsstraße (E4) zu landen. Ihr lest hier ständig von der Straße, ich empfand es extrem störend die ganze Zeit zu verhindern nicht auf die Bundestraße zu kommen. Die Ersatzwege sind meist geschottert oder sind Nebenstraßen die riesige Schlenker machen, aber wenn man nicht um sein Leben fürchten muss, ist es eine sehr gute Alternative. In Hörnefors zum lokalen Supermarkt ICA und dann zur nächsten Bank. Ich habe mir Krabbensalat gekauft, der liegt eine Weile im Magen wie Blei. Zusätzlich gab es noch einen Milchreis, einen halben Liter Fanta, zwei Berliner mit Vanillefüllung, zwei Bananen, eine Packung Cocktailtomaten und zwei Schokoriegel. Gesund, nicht wahr? Naja sind zumindest knapp 1260 kcal. Verdauungsschläfchen und weiter. Bis Umea reiht sich dann Baum an Baum und sonst nichts. In Umea kaufe ich Gas für den Kocher und Outdoorshampoo nach, drehe eine kleine Runde an der Uferpromenade und verlasse die Stadt. Tolle Fahrradwege gibt es immer um die größeren Städte. Es sind noch gut 250 Kilometer nach Skellefteå, das heißt je mehr ich heute fahre, desto höher ist die Chance das in zwei Tagen fahren zu können. Ich gehe kurze Zeit später erneut einkaufen und mache mich dann auf Schlafplatzsuche. In Invarsboden am Badeplatz, direkt an der Ostsee, werde ich fündig. Was für ein idyllischer Ort, keine Straßengeräusche, der Wind der durch den Schilf weht, ein paar kreisende Möwen und die Wellen die langsam auf den Strand laufen. Ich stelle mein Zelt direkt auf den Sandstrand auf, gehe baden, mache Bilder und genieße den Moment. Meine Ruhe wird unterbrochen durch eine belgische Familie mit Campervan. Aber es ist ein öffentlicher Platz, also ist das so. Die Mutter kommt später, als ich gerade meine Nudeln in mich hinein schaufle, vorbei und gibt mir ein belgisches Bier als Entschädigung für den Lärm, sehr nett. Ich gehe früh zu Bett den morgen wird es weit.

Zeltplatz direkt am Strand (3)


112. Tag: Invarsboden - Skellefteå 130km (1030 Höhenmeter)

Um halb sechs ist die Nacht vorbei und ich stehe auf. Leider werden die morgendlichen Pflichten durch hunderte Stechmücken erschwert und die Tiere nutzen hilflose Situationen schamlos aus. Also Zelt abbauen, frühstücken und dann Fahrrad durch den tiefen Sand zum Weg zurück schieben. Erst auf Schotter dann auf Asphalt geht es los. Ich fühle mich gar nicht gut und beginne bereits zu zweifeln, ob ich das heute schaffe. Kurzzeitig überlege ich das Zelt direkt wieder hinzustellen und einen Tag Pause zu machen. In Ratan am Hafen unterhalte ich mich mit einem deutschen Paar und auf einmal läuft es, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Ich komme gut voran, es macht Spaß und alle Zweifel sind verflogen. Eine Sache der Einstellung, immer positiv denken, ist scheinbar bei mir morgens nicht immer möglich. In Robertfors halte ich am Supermarkt. Ich Intelligenzbestie habe anstatt Wasser Zitronensprudel erworben, weil ich mir das Etikett nur halb angeschaut habe. Naja bisschen Zucker hat noch keinem geschadet. Im Nachbarort auf der einer Bank mache ich Pause, zweites Frühstück steht an. Heute vitaminreich mit Honigmelone, Bananen, Käsebrötchen und bisschen ungesunden Kram. Dann ein aller letztes Mal auf die E4. Aber nur zwei Kilometer, erfolgreiches E4-Vermeidungsspiel heute. In Ånäset biege ich ab, durch den örtlichen Flohmarkt hindurch. Die Schweden haben was für Hofverkäufe und Trödel übrig, für mich ist das mehrheitlich Ramsch oder Staubfänger. Dann geht es 65 Kilometer auf die Straßen nach Skellefteå. Nebenstraßen, 40 Kilometer davon Schotterpiste, fast eine Stunde kein Auto oder Haus, nur Bäume, keine Seen und trotzdem ist es super. Aber so langsame merke ich das die Energie schwindet, es fühlt sich an als knipst jemand langsam Lichter. Also mache ich nach gut 108 Kilometern nochmal Pause und esse alles was ich noch habe. Die letzten Kilometer gehen dann schneller rum als gedacht. Angekommen auf dem Campingplatz, muss ich zu meinem Erschrecken nochmal 30 Höhenmeter über eine steile Rampe zum Zeltplatz hoch, es waren sicher weniger. Es ist ein riesen Campingplatz auf dem man nur eine Nummer ist. Der in Docksta (Friluftsbyn) war dagegen ein Traum und hat mir sehr gut gefallen. Ich bin richtig fertig und mache erstmal Pause im Vorzelt. Dann duschen, kurz was essen und den neuen Blogeintrag hochladen. Hier wird es nicht mehr wirklich dunkel, es dämmert nur ein wenig, so gehe ich trotzdessen das ich total fertig bin erst gegen Mitternacht ins Bett.

Straße nach Skellefteå  (4)



113. Tag: Ruhetag Skellefteå

Die Sonne knallt seit kurz nach drei auf mein Zelt und so wache ich in meiner eigenen Sauna auf. Erstmal lüften und dann mit offenen Zelt weiterschlafen. Gegen halb acht stehe ich langsam auf, mache mir Frühstück und gehe einkaufen. Leider verkauft der Campingplatz kein Waschmittel für nur eine Maschine Wäsche und so bin ich nun in Besitz von einem Kilo Waschpulver. Ein Teil werde ich abfüllen, den Rest stehen lassen. Ich setzte mich in einen der öffentlichen Räume höre Musik und schreibe den zweiten Blogeintrag des Aufenhalts hier. Nachdem der deutsche Teil geschrieben ist mache ich Mittagspause. Jetzt noch den englischen Teil, aber motivieren kann ich mich nicht. Erneut quittiert eines meiner Ladekabel den Dienst. Die Kabel von der Tanke sind eben absoluter Schrott und halten nicht lange. Also nochmal in den nächsten Laden, leider gibt es hier keinen Saturn oder ähnliches. Als das erledigt ist, kaufe ich mir zwei Bier und setze mich in die Sonne. Dann mache ich am Grillplatz ein Feuer, brate meine Würstchen und erwärme mein Brot. Sehr lecker! Nachdem Familienskypen geht es ins Bett.

lustige Skulptur auf dem Weg nach Skellefteå  (5)


114. Tag: Ruhetag Skellefteå

Ich stehe gegen kurz nach sechs auf und schäle mich langsam aus dem Zelt. Heute so früh, da ich mich für Waschen um sieben Uhr eingetragen habe. Also fast alle Kleidung die ich dabei habe in die Waschmaschine. Danach frühstücke ich und hänge dann alle Kleidung auf. Es gibt die Möglichkeit an meinem Zelt das Vorzelt einzuholen und so den Durchzug zu verstärken, dies probiere ich aus. Ergebnis ist super, weil es bedeutend angenehmer im Zelt ist. So liege ich halb im Zelt halb draußen. Ab und zu die Wäsche drehen und alte Blogeinträge nochmal lesen. Lustig und nervig was die Autokorrektur manchmal verbessert und wo man alles Buchstaben vergessen hat oder ganze Worte. Ich wasche noch die getragenen Klamotten von heute Morgen von Hand und mache mich dann an den Blogeintrag.

kein Vorzelt und die Wäsche trocknet (6)


Für mich geht es morgen früh weiter in Richtung schwedisch-norwegischer Grenze. Die nächsten fünf Tage werden auch für mich nochmal eine ganz neue Erfahrung, weil ich einige Zeit durch unbewohnte Gegend fahren werde. Mein Plan ist es am Freitag oder Samstag in Bodø zu sein. Von dort werde ich dann auf die Lofoten übersetzen und die letzten 1000 Kilometer zum Nordkap beginnen. Ich freue mich sehr auf Norwegen und alles was das Land für mich bereit hält. 
Nächster Eintrag dann aus Norwegen!

bis dahin ganz liebe Grüße

euer Johannes








The east coast of Sweden - part 2

The restday was necessary and I feel energised again. So  before most of the campers even awake I'm on my way. I checked Komoot, my navigation yesterday and decided to take a detour and a major climb to avoid driving on the highway again. The road I take is only paved on the first few meters and then it is gravel road. Getting to the top is hard work, but the landscape (2) rewards for the effort. Going down the street is most of the time fun, only ones it gets quite scary. In a curve I have deep gravel, my front and back wheel start to loose grip, but I manage to stay on the bike. Back on the normal road there is more traffic, but it is paved and so it is way easier to cycle, faster aswell. In Ömsköldsvik I stop at the harbour first to take some fotos and than cycle on to a public park right at the sea to have lunch. After lunch I cycle along the coastline, mostly a few kilometers in the forest, where there is nothing more to see then trees. It starts to rain and search for cover under a big tree in front of the church of Grundsunda. I start to early and I have to take another stop at a bus stop to take cover. Driving back on the highway I pass by the first moose on the tour. These animals are just huge! The last kilometers are on the highway. I find a very cheap campsite in Ava and stop. So it is the normal routine of the evening: placing the tent,  setting up sleeping bag and isolation mattress, taking a shower and resting. Some pasta pesto for dinner and I go to sleep.
Another day in the game of trying to avoid the highway as often as possible. I start with some gravel road along the E4. Back on a paved road there is not much special, just tree after tree and sometimes a little lake. I have not seen a proper farm in days and I do not think, there is one coming again. Some trucks are passing me, I will probably never get used to that feeling. The wind pushing you sideways and the noise, you immediately know who is stronger. In Umea I stop at an outdoor shop to buy new cooking gas and new outdoor shampoo. The city lies on a river and the area next to the river is lovely. I take a bit of time to enjoy the cycling through that part. In Invarsboden I find a beautiful place on the local beach (3) to place my tent. The last bath in the Baltic Sea (1) until I'm back in Kiel. Afterwards I just sit at the beach write my diary and enjoy the quiet. A Belgian family arrives, it is not that quit anymore. The mother actually gives me a beer and says sorry for all the noise. Yes a beer, now some sleep.
I get up at half past five to have time to cycle 130km today. The first kilometers I doubt that I even make 40 kilometers today and think about placing the tent again. I do not feel like cycling for 130 kilometers today. In Ratan I stop at the harbour and have a chat with a german family. Afterwards I'm back in business. It is like somebody just switched my mindset. Cycling is going easy and it is fun again. I get to Robertforts even ahead of my plan and buy lunch, to eat that only a few kilometers later. Before Ånäset I have to cycle my last two kilometers on the E4. After managing that and speaking to a local family about my tour, I start with the second half. The next 65 kilometers are more or less through a landscape full of trees and gravel roads (4). At some point no cars are passing me for nearly an hour. After 108 kilometers I have to take a break (5), because I'm nearly done. So again some rest in the shade of a local school and than back on the road for the last kilometers. It is always interesting to see, how I'm able to proceed after laying on the ground for half an hour. It is huge campsite and not for tents. Just a little space. This place is for campervans. I am really tired and even to lazy to cook a proper dinner. I only eat a bit of bread and some fruits. Than I upload the new blog post and go to bed. But it is getting harder to sleep, because there is no complete darkness anymore. I go to sleep around midnight.
The first restday starts with a good breakfast and walking to the local grocery store. Back at the campsite I start to write the next blogpost. After lunch I want to go on, but there is no motivation. The next charging wire breaks and I get new ones. I buy two beers and sit in the sun to enjoy them. For dinner I have to make a little fire at the nearby fireplace. The sausages taste very good and I go to bed satisfied.
I always have to wash at some point on the tour, because the smell of my clothing is to bad. So I wash my clothing around seven o'clock and hang them on the tent, between the trees and on my bike to dry. I have the option to pack the front part of my tent, so the wind can cool the tent better (6). I lay around in the sun and look through my old blog post from the tour.


I will start tomorrow morning to the Swedish border to get into Norway. It will be a new experience for me, because I will cycle through parts of the country, where nobody is living. I hope to be at Bodø on Friday or Saturday. I look forward to the Norwegian coastline and the Lofoten.
Next post on the blog from Norway!

best Johannes

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