Bergen, Oslo und Kiel - Heimreise Teil 2

von Bergen nach Kiel
es geht nach Hause (1)

142. Tag: Bergen
Endlich mal wieder eine Nacht im Zelt verbracht und so schlafe ich aus. Dann die übliche Prozedur und rauf aufs Rad. Ich erkunde heute mit dem Rad und allem Gepäck Bergen. Erst aber fahre ich den Hügel auf dem ich wildcampe noch ein Stück hinauf und schaue mir die alte Verteidigungs-/ Bunkeranlage an. Da ich noch nicht gefrühstückt habe, geht es auf dem Weg nach Bergen noch eben in den Supermarkt. Dann fahre ich in die Innenstadt und auf die Landzunge, die einen Teil der Innenstadt beherbergt. Am Wasser setze ich mich hin und beobachte das Treiben im Hafen. Wahnsinn wie riesig die anlengenden Kreuzfahrtschiffe sind, kleine schwimmende Städte. Ich mache mich auf zur Spitze der Landzunge und genieße die Aussicht auf den Bergen Fjord. Ich fahre zum alten Hafen und schaue die bunter Reihe der alten Häuser an, bevor ich mich zu Standseilbahn aufmache. Die führt auf den 330m hohen Floyen hoch und es wäre sehr entspannt. Die Schlange ist mir viel zu lang und so fange ich langsam an hochzufahren. An einem großen Teich mache ich kurz hält und unterhalte mich lange mit einem dänischen Pärchen, die mich auf mein Rad ansprechen. Ich habe Lust mich eine Runde zu quälen und so geht es mit voll beladenen Fahrrad (aktuell 49kg) den Berg hoch. Es ist sau steil, bis zu 20% über einige Meter, viele Kurven, unmengen ungläubiger Wanderer und keine Reiseradfahrer, wen wunderts. Hinter mir fahren jedoch zwei Mountainbiker, aber sie schaffen es nicht mich einzuholen. Oben angekommen was eine Aussicht und die beiden Mountainbiker meinen nur: 1. Sie hätten sich noch nie so untrainiert gefühlt, von einem Reiseradfahrer mit 50kg Rad bergauf abgehängt zu werden. 2. Was ich mache und ob ich überhaupt angestrengt sei? Ja es war anstrengend, aber nicht allzu schlimm und ich habe es richtig genossen, mal wieder körperlich gefordert zu werden. Oben fällt mir jemand im Pullover der Seehundstation Friedrichskoog auf, so einen Pulli hat man nicht einfach so an, besonders nicht das Mitarbeitermodell. Es ist Anne, sie hat wie ich auch mal eine Weile in der Seehundstation gearbeitet und wir kennen uns aus der Station. Schon verrückt wie klein die Welt manchmal ist. Ich genieße die Aussicht, aber noch viel mehr genieße ich die Abfahrt. Ich liebe enge steile Kurven, die perfekt asphaltiert sind und eine freie Straße. Zurück zum Hügel von heute Morgen und ich stelle mich etwas oberhalb erneut hin. Duschen am Bach, Zelt ein letztes Mal aufbauen, Reste kochen, Essen und in den Schlafsack.

Ausblick auf Bergen (2)


143. Tag: Zugfahrt nach Oslo

Es regnet morgens in strömen und so packe ich das Zelt komplett nass ein. Dann düse ich in voller Regenkleidung zum Bahnhof in Bergen. Dort angekommen, Fahrrad abladen, Taschen in den Flightbag, Fahrrad nach kurzem Warten in den Zug und zum Sitzplatz. Der Zug ist ähnlich wie ein IC der deutschen Bahn, jedoch etwas verwirrend und lästig, keine Anzeige ob der Platz reserviert ist oder nicht. Die Zugstrecke gilt als eine der schönsten Zugstrecken überhaupt. Langsam fährt der Zug bis auf 1200 Meter über dem Meeresspiegel hoch. Die Landschaft ist der super, tiefe Fjorde, wilde Bäche, kleine oder große Seen, je höher wir kommen, desto geringer die Vegetation, hier und da vereinzelte Häuser, immer mal wieder ein Bahnhof und es regnet. Was ein Gefühl, nicht im Regen unterwegs zu sein, sondern im warmen Zug zu sitzen. Ich schlafe immer wieder, denn heute Nacht habe ich das nicht getan. Angekommen nach sieben Stunden in Oslo, regnet es hier auch in Strömen. Ich unterhalte mich noch mit einem Reiseradfahrerpaar aus Kiel und mache mich dann auf zum Hostel. Was für eine Bettenburg! Die Küche befindet sich auf dem Zimmer und läd überhaupt nicht zum Kochen ein. Ich muss mich unbedingt bewegen und so erkunde ich die Stadt bei Regen und Sturm. Keine Sau ist in der Innenstadt unterwegs. Umfallen ist bei dem Wind auch nicht mehr möglich, ein bisschen muss ich jedoch aufpassen, denn Sonnenschirme und Plastikstühle fliegen durch die Gegend. Vorbei am Dom und dem Parlament zum Hafen. Bereits von weiten fällt die neue Oper auf, die architektonisch sehr sehenswert ist, außerdem bietet das begehbare Dach eine super Aussicht. Oslo gefällt mir bereits jetzt, die Mischung aus alten Gebäuden und moderner Architektur, sehr gut. Am Abend treffe ich Eva, die in München Biologie studiert und im gleichen Zimmer schläft. Wir unterhalten uns lange über Studium, Ausbildung und unsere Reisen.


Oper in schelchtem Wetter (3)



144. Tag: Oslo

Ich gehe einkaufen und mache mich dann zusammen mit Eva auf in den botanischen Garten von Oslo. Ich empfehle jedem einen solchen, zusammen mit einem Biologen anzuschauen, denn man lernt ziemlich viele Pflanzen kennen. Dann geht es für mich zum Museum vom Edward Munch, einen Blick auf den Schrei werfen. Die Schlange zum Museum ist mehr jedoch viel zu lang und nachdem ich bereits ein Schild sehe, ab hier warten sie eine Stunde,drehe ich ab und laufe zur Markthalle. Was für ein wunderschöner Ort. Eine alte Halle, viele kleine Geschäfte mit hochwertigen Lebensmitteln, einem sehr leckerem Kaffe und dann Mittagessen in einem dänischen Restaurant. Danach geht es zusammen mit Eva weiter in Richtung Palast und ein erneuter Abstecher, zum hoffentlich geöffneten Dom. Der Dom ist zu und so geht es zum Palast und weiter zum Skulpturenpark von Gustav Vigeland. Zum einen Bronzefiguren zur Entwicklung des Menschen und eine riesige Natursteinskulptur zum Verlauf des Lebens. Interessant, etwas bedrückend, sehr real und die Skulpturen regen zum Nachdenken an. Danach laufen wir wieder zum Hafen und stoppen unterwegs an einem Kaffee. Wir laufen durch den Stadteil Akker Brygge, ein hochmodernes Hafenviertel, mit teuren Restuarant, vielen wahrscheinlich sehr teuren Wohnungen, schönen Yachten und Unmengen Menschen. Ein erneuter Ausflug zum Dach der Oper und dann zurück zum Hostel. Abends esse ich noch eine Kleinigkeit, packe und gehe zu Bett.

Ausblick auf die Innenstadt von Oslo (4)



145. Tag: mit der Colorline nach Kiel

Heute geht es endgültig zurück nach Kiel. So packe ich noch ein letztes Mal und beladen das Rad. Ich verabschiede mich von Eva und mache mich auf zum Supermarkt, da ich keine Mahlzeiten auf der Colorline gebucht habe und auch nichts kaufen will. Eben so viel einkaufen, dass es für heute und morgen reicht. Dann fahre ich zum Hafen und genieße die Aussicht und lasse die Reise Revue passieren. Ich bin unfassbar zufrieden mit der Reise, habe das Gefühl nichts ausgelassen zu haben, nichts vergessen zu haben, ich bereue nichts und genau so habe ich es mir vorgestellt. So kann ich jetzt aber auch befriedigt die Heimreise antreten. Noch eben mit einem US-Amerikaner unterhalten, der mich auf mein Rad anspricht. Dann fahre ich zum Kai, stelle mich zu den andern Reiseradfahrern, fahre auf die Fähre, beziehe mein Zimmer und gehe an Deck, um das Auslaufen aus Oslo zu beobachten. Die Inseln im Oslofjord die mit Unmengen großen Geschützen belegt sind, sind ziemlich beeindruckend. Es windet stark und so laufe ich erst einmal eine Runde durchs Schiff. Dafür das die Colorline eine Auto- und LKW-Fähre ist, hat sie doch zehn Restuarants und einige andere Attraktionen, die ich eher auf einem Kreuzfahrtschiff erwarten würde. Ich ziehe ich mich in mein Zimmer zurück und lese einige alte Blogeinträge, esse meinen Einkauf, schaue fern, zum ersten Mal in sechs Monaten und schlafe. Immer wieder drehe ich Runden über das Schiff und das mittlerweile ziemlich kalte Sonnendeck.

Akker Brygge mit Fahrrad (5)


146. Tag: Kiel

Nach dem Frühstück im Zimmer, gehe ich auf das Sonnendeck und genieße die Einfahrt in die Kieler Förde. Ich bin endlich wieder zu Hause. Was für ein Wetter und man bemerkt bereits jetzt, dass es hier deutlich wärmer ist. Ich unterhalte mich erneut mit den anderen Reiseradfahrern und beobachte das Anlegemanöver der Colorline. Vom Schiff aus sehe ich Anna und Anki, mit denen ich gemeinsam meine Physiotherapie Ausbildung gemacht habe. Die beiden sind extra gekommen, um mich zu begrüßen, wie cool. Bis ich das Schiff verlassen darf, dauert es aber noch eine Weile, denn erst müssen fast alle Autos raus. Anna und Anki begrüßen, eben unterhalten und dann auf zur WG. Gemeinsam mit Yannick, meinem Mitbewohner, lade ich das Rad ab, stelle es in den Keller. Wir frühstücken gemeinsam und dann fange ich an auszupacken, das Zimmer wieder einzuräumen, Kartons aus dem Keller holen, auch diese auspacken, Wäsche waschen und langsam wieder ankommen. Ich hab viel zu viele Klamotten die ich überhaupt nicht brauche und so fange ich bereits beim Einräumen an auszusortieren. Ich habe jetzt fünf Monate mit fünf T-Shirts und einem Pulli gelebt, da brauche ich jetzt keine 25 T-Shirts und 10 Pullover. Es ist schön eine gewisse Auswahl zu besitzen, man sollte sich jedoch überlegen, wie viel Auswahl nötig ist und Sinn macht. Ich denke jeder hat in seinem Kleiderschrank wahrscheinlich x Teile die er noch nie getragen hat oder wahrscheinlich nie tragen wird, dann kann man sich auch von diesen trennen. Wir leben im absoluten Luxus und Teile dieses Luxus sind nicht nötig. Ich werde versuchen etwas minimalistischer zu leben, denn ich habe auf der Tour gesehen, mit wie wenig ich sehr gut auskomme.

zurück in Kiel (6)


Ich bin mittlerweile in Rotenburg, wo ich ursprünglich herkomme, um einige Sachen die hier liegen wieder nach Kiel zu bringen. Außerdem will ich endlich mal meine Eltern wieder sehen. Ich habe jetzt noch drei Wochen frei, bevor ich Mitte September wieder anfange zu arbeiten.

liebe Grüße

Johannes







Bergen, Oslo and Kiel - my way home

After arriving in Bergen (2) yesterday, I sleep longer today and first visit the hill I’m currently camping at. There is an old defence basis with some bunkers and old canons. As I reach the top I find a nice spot to camp for this night. I have a lovely view over the Bergen Fjord. I cycle back to the city centre, buy some groceries and visit the only big church “Johanneschurch”. I go on to the top of the peninsula and enjoy the view on the famous harbour buildings to my left. That is my next goal to look at these buildings up close. Unfortunately too many people around here, so I decide to cycle up the Floyen. The mountain is 330 meters high and a little windy, steep road is leading to the top. There are some other cyclist going up the hill, but I’m cycling with all of my gear (total weight 49kg). At the top one of them congratulates for reaching the top and asks how it is possible to go faster than them with that entire luggage. As a coincidence I meet Anne, a girl I know from the seal rehabilitation centre I have worked at five years ago. I take some photos and then enjoy the view from the viewing point. I always look forward for driving down mountains because I like it a lot. I cycle through the city, back to the place I discovered this morning. It is my last time sleeping in the tent on this tour.

I haven’t slept much and start early to the railway station. It is raining cat’s dogs today and I have to pack a completely wet tent. I start in my rain clothes I cycle to the station. All panniers of the bike, I lift the bike into the train and then search for my reserved place on the coach. The trip from Bergen to Oslo by train is described as one of the most beautiful train tracks around Europe. The view from the train is awesome and I enjoy making distance without sweating. I write my blog, look out the window and sleep. The weather hasn’t changed and I arrive in Oslo in the rain. First to the hostel, second taking a shower and then I go for a walk in the town. The hostel is the biggest I have ever stayed in my life. Meanwhile the rain is more a rainstorm and nearly nobody is on the streets at the moment. But I need to walk a bit after sitting seven hours in the train. I walk by the parliament, the theatre and down to the harbour and the new opera (3). The view from the top of the opera roof is nice and the rain stops for some minutes. I head back to the hostel. I meet Eva another German, travelling through Scandinavia by train and plane. We talk a lot and decide to visit Oslo (4) together tomorrow.

We get breakfast at a local supermarket and then head in direction of the botanical gardens. It is nice to explore the garden with Eva, because she studies biology in Munich and knows all kinds of plants. I walk to the museum of Edward Munch, but the cue is way too long and I’m not interested in waiting for more than one hour. I proceed to the market hall to get a lovely coffee and a lunch. We meet up and walk into town again. The big church is still closed and we decide to visit the palace. The sculpture park is nice to visit and then we go down to the harbour. Akker Brygge the most expensive part of Oslo, where sometimes one square meter costs more than 10.000 Euros, we walk along and look at the boats laying there. We visit the opera and then head back to the hostel for dinner and a long conversation with all the other roommates.

It is my last day and after checking out of the hostel (1), I buy some groceries to eat on the ferry to Kiel. Before checking in at the ferry terminal I sit on a bench at the water (5) and think of all the great moments I had on the tour. I’m really satisfied, because I’m not missing any activities and I do not regret anything. That is how such a tour should end I presume. The check-in at the ferry is easily done and I get into my room. Back on the sun deck I watch the ship leaving the harbour and driving through the Oslo fjord. The weather gets worse and I get back to my cabin. The ferry is more a cruise ship, because it has ten restaurants, some swimming pools, a casino, a fitness centre and even more attractions. I use nothing of that.

I have slept wonderful and after eating breakfast, I go outside. We are already entering the Kiel Fjord (6). It is great to be at finally home. As the ship reaches the dock I can see two girls I have done my exams with last year. They are welcoming me here, awesome. I go down to my bike and get off the ferry to greet Anna and Anki waiting for me outside with a bottle of champagne. After a short conversation I cycle to my flat and carry all my panniers. I place my bike in the cellar and then have breakfast together with my flatmate Yannick. Now it is all about getting comfortable again in my room, unpacking everything, washing my clothes and resting.



I’m in Rotenburg since Wednesday to visit my parents and to get some off my clothes back to Kiel, which I have stored here for the last five months. I wish you all a nice weekend.



best Johannes

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