über den Apenin nach Mailand

von schneebedeckten Bergen in die Poebene

Ausblick auf Apenin und Stausee (1)
32. Tag: Camping Barco Reale - Bologna 103km (1370 Höhenmeter)

Es ist 4:35 Uhr als der Wecker klingelt. Stirnlampe an und dann kann es losgehen, frisch machen, anziehen, frühstücken und Zelt abbauen. Beim Beladen des Fahrrads wird es langsam hell. Um 6:05 Uhr steige ich aufs Rad und auf geht es. Erst einmal entspannt den Berg runter nach Pistoia rollen, im Wissen das es die gleichen Höhenmeter gleich wieder hochgeht. Ab jetzt heißt es bergauf, immer weiter bergauf. Ich habe mir vorgenommen alle 50 Minuten Pause zu machen, eine Banane, einen Energieriegel und einen halben Liter Wasser zu trinken. Mit den Pausen ist es nach gut zwei Stunden geschafft, jetzt noch eben ein Kilometer unbeleuchteter Tunnel, bevor es wieder bergab geht. Durch ein schmales Tal geht es zügig bergab. Einzig die Straße und ein Bach haben Platz. Durch den Wald geht es weiter, rechts und links je nachdem wo sich der Bach gerade befindet, stürzen Wasserfälle hinab. Ich halte an einem kleinen Cafe, trinke einen Cafe und weiter geht es. Es ist der 1. Mai, auch in Italien Feiertag, das heißt keine LKWs was mir entgegen kommt. Die Straße nach Bologna ist teilweise gesperrt und so muss ich nochmal 300 Höhenmeter hoch, um in einem anderen Tal weiter zu fahren. Vorbei geht es an kleinen Ortschaften, Stauseen, unzähligen Motorradfahrern, eben so viele Rennradfahrer, mittlerweile in der vollen Sonne, endlich wieder abwärts in Richtung Bologna. Nach 92 Kilometern und den letzten 20 auf der Bundesstraße gibt es Mittagessen. Die Unterkunft für heute Abend ist noch nicht geklärt, ich lasse es darauf ankommen und fahre weiter nach Bologna. Die Campingplätze liegen auf anderen Seite der Stadt und ich bin zu müde für 15 Kilometer Innenstadtverkehr. Nachdem ich in zwei Unterkünften augenscheinlich abgelehnt werde, nehme ich das Nächstbeste. Es wird ein vier Sterne Hotel zu erschwinglichem Preis. Jetzt duschen und dann Pause machen, denn ich bin richtig fertig. Noch eben Abendessen und dann schlafe ich nach dem Familienskypen ein.


1000 Meter Tunnel geschafft (2)


33. Tag: Bologna - Reggio Emilia 70km

Heute morgen lasse ich es entspannt angehen, die Unterkunft ist es im Gegensatz zu gestern schon geklärt. Über Wharmshowers komme ich heute Abend bei Marco unter. Das Frühstückbuffet von dem ich mir viel erhofft habe, enttäuscht leider, aber ich bin satt als ich aufstehe. Danach die übliche Routine und raus Bologna. Ich habe mich gegen die Besichtigung der Stadt entschieden, da ich nach Mailand will und auf in die Alpen, die Stadt läuft mir ja nicht weg. Irgendwas schleift an der hinteren Scheibenbremse, nach Fahrrad abladen, bisschen dran rumprobieren läuft es wieder. Ich stelle verwundert fest auf einem tatsächlichen Radweg zu sein, der nicht nach 500 Metern wieder aufhört und ebenfalls keinerlei Muskelkater von gestern zu haben. Es ist super, sicher vor LKWs zu sein und nicht von telefonierenden Autofahrern beinahe über den Haufen gefahren zu werden. Die Benutzung des Telefons während der Fahrt gehört in Italien genauso dazu, wie die eifrige Benutzung der Hupe. Auf dem Radweg es sehr gut voran. Es geht durch Felder, vorbei an Unmengen Obstbäumen, immer wieder auf kaum befahrenen Nebenstraßen oder eben Radwegen. An Modena fahre ich in den Randbezirken vorbei, mit kurzer Mittagspause. Jetzt geht es zwar auf dem Radweg, dafür aber durch ein Industriegebiet am Nächsten bis kurz vor Reggio Emilia. Bevor ich in die Stadt fahre, spreche ich noch mit Elena, die Schwester von Marcos Freundin Lucia, ab wo wir uns treffen und so geht es die letzten Kilometer zum Piazza Prampolini. Die Wohnung der drei ist sehr schön eingerichtet, nach einer Dusche mache ich mich daran Tagebuch und eine Ladung Postkarten zu schreiben. Zum Abendessen gibt es Pizza, die Lucia und Marco zubereiten, eine lange Unterhaltung über die Tour, die italienischen Eigenheiten, die unterschiedlichen Berufsleben,  wie immer Fahrräder und alles was uns sonst noch so in den Sinn kommt. Ich genieße die Aufenthalte bei Warmshowers-Hosts sehr, sie haben alle ähnliches vor oder bereits gemacht, sind selbst radbegeistert und verstehen die Faszination. Um kurz vor zwölf gehe ich ins Bett, so spät wie noch nie.

Radweg, sogar mit eigenem Kreisel (3)


34. Tag: Reggio Emilia - Cremona 88km

Ich stehe zur normalen Uhrzeit auf, frühstücke gemeinsam mit Marco und Lucia, dann Fahrrad beladen und Flaschen auffüllen. Dann heißt es sich von allen drei zu verabschieden und im Regen hinaus aus Reggio Emilia, wieder einmal entlang der Bundesstraße, durch hässliche Industriegebiete. Im Regen fahre ich immer so schnell es geht, um dem Wetter zu entfliehen. Aber nach einem Blick auf das Regenradar, verwerfe ich den Plan, denn es ist für den ganzen Tag Regen angesagt. Nach 40 Kilometern mache ich eine Pause. Marco hatte mir am Morgen noch Foccacia vom Abend mitgegeben, was super schmeckt und nun vernichtet wird. Nach einigen Kilometern durch Parma hindurch, habe ich den Regen satt und mache erneut Pause, esse etwas, bevor ich weiter fahre. Die Landschaft ist im Regen nicht der Wahnsinn, aber irgendwann kommt die Überquerung des Pos zum Zug. Mit Bauampel geht es einspurig über die ewig lange Brücke. Danach wird der Regen endlich weniger und erst auf unbefahrener Nebenstraßen, dann auf Radweg geht es die letzten Kilometer zum Campingplatz. Die Registrierung läuft hier vollkommen automatisch ab, was sehr gut funktioniert. Leider nimmt der Duschautomat nur 50 Cent-Stücke und ich habe keine, also duschen im Waschbecken. Einkaufen in Cremona, kurzer Abstecher in die Stadt und dann zurück zum Campingplatz. Da ich morgen früh los will bezahle ich schon mal meine Gebühr, dann Abendessen und ab ins Bett.

bei Regen bleibt manchmal Zeit für super Fotos (4)


35. Tag: Cremona - Mailand 112km

Ich stehe früh auf, viel bringen tut mir dies nicht, denn ich stecke im Toilettenblock fest. Die Türklinke erfüllt keine Funktion mehr und erst nach 25 Minuten befreit ein anderer Camper mich aus den Toiletten. Naja muss man scheinbar auch mal erlebt haben. Jetzt packen, frühstücken und dann los. Heute steht eine lange Etappe an, zum Glück bei bestem Wetter. Leider sind im Gegenzug die Radwege rar und ich fahre fast die gesamte Strecke auf der Bundesstraße. Für einen Seitenstreifen war entweder kein Geld oder kein Platz vorhanden und so teile ich mir die Spur mit dem normalen Verkehr. Heute ist normaler Werktag, das heißt auch meine Lieblinge (LKWs) sind wieder unterwegs. Nach 50 Kilometern mache ich die erste Pause. Das Fahren auf Bundesstraße hat neben dem Nachteil mit dem Verkehr, meist den erheblichen Vorteil das der Straßenbelag recht gut ist und es von daher läuft. Es geht durch viele kleine Orte, durch unzählige Kreisverkehre, leider sind diese nicht so schön bepflanzt wie häufig in Deutschland. Landschaftlich gleicht es den letzten Tagen, Felder, Bauernhöfe, Obstbaumplantagen und Weinreben. Kurz vor Mailand mache ich nochmal Pause, esse etwas und ziehe meine Beinlinge aus, denn es ist mittlerweile ziemlich warm und mache mich an die letzten 30 Kilometer. Entspannter als gedacht präsentiert sich mir der Verkehr von Mailand und bei maximal vierspuriger Straße ist das sehr gut zu ertragen. Am Campingplatz angekommen stelle ich schnell mein Zelt auf. Gute Entscheidung denn es fängt sogleich wieder an zu regnen. Pause machen, nächsten Blogeintrag schreiben, Abendessen und schlafen.

auf dem Weg nach Mailand (5)


36. Tag: Ruhetag Mailand

Es hat die ganze Nacht geregnet und scheint auch vorerst nicht aufzuhören, also komme auch ich nicht so richtig in Gang. Die Flasche Weißwein von gestern Abend hat auch eine kleine Nebenwirkung hinterlassen, so setze ich mich erst einmal ins Restaurant und stelle den Blogeintrag fertig. Ab sofort auch mit englischem Teil für all meine Wharmshowers-Hosts und Freunde die ich auf der Tour treffe. Nachdem der Blogeintrag online ist, mache ich mich Bus und Metro auf in die Mailänder Innenstadt. Der Regen hat fast aufgehört, die Sonne macht aber leider keine Anstalten sich zu zeigen. Ich steige am Dom aus. Was für ein riesiges und beeindruckendes Gebäude. Ersteinmal gibt es Mittagessen, dann kaufe ich mir einen Dompass und mache mich an die Besichtigung des Dom und den dazugehörigen Museen. Vor allem die Terasse und die Aussicht von hier oben überzeugen mich. Ich kann endlich die Alpen sehen, was man aber auch sieht, sind Unmengen an Schnee. Mir wird erneut klar, dass die Apenüberquerung sehr unwahrscheinlich wird. Ich genieße noch ein wenig den Rundumblick, bevor ich mich zu Fuß in die große Galerie aufmache, vorbei an den teuren Modemarken dieser Welt, rüber zur Festung. Von Museen habe ich mittlerweile genug und laufe einige Zeit durch den Park, bevor ich mich langsam auf die Suche nach einem Cafe mache. Danach gehe ich einfach ohne festes Ziel durch Mailand und schaue mir die Häuser, kleine Geschäfte und alles was mir so begegnet an. Nachdem ich merke, dass ich die letzten Tage viel Rad gefahren bin, mache ich mich wieder auf den Heimweg zum Campingplatz. Ich schreibe Tagebuch und esse zu Abend.

Domplatz (6)


37. Tag: Ruhetag Mailand

Heute ist tatsächlich Ruhetag. Ich wasche meine Wäsche, hänge diese dann in der Sonne auf. Zum Campingplatz gehört ein Streichelzoo und dem Esel scheint langweilig zu sein, deshalb macht er heute mal einen Spaziergang über den Platz. Danach gehe ich in den kleinen Vorort, der dem Campingplatz am nächsten liegt. Zur Post für Briefmarken, zum Coop für einen Einkauf und dann sitze ich auf dem Boden vor dem Zelt und esse Müsli zum Mittagessen. Danach geht es wieder ins Restaurant, um den nächsten Blogeintrag zu verfassen. Kurze Pause vom Blog schreiben, in der ich die Wäsche abhänge, Taschen packe, noch eben meine Fahrradhandschuhe wasche, die ich heute Morgen vergessen hab und dann zurück ans Tablet. Zum Abendessen gibt es das restliche Müsli, eine Pizza und eine Runde Schlafen.

Wäsche trocknen zwischen Baum und Rad (7)


Für mich geht es heute noch nach Como und damit bricht gleichzeitig mein letzter Tag in Italien an. Nach fast 2100 km geht es morgen über die Schweizer Grenze in Richtung Zürich. In dieser Zeit wird nicht viel auf meinen beiden Kanälen passieren, da ich auf freies WiFi angewiesen bin.

Ich wünsche euch allen eine schöne Woche und melde mich spätestens aus Zürich wieder.

euer Johannes






Crossing the Apenin and cycling to Milan

The day of crossing the Apenin starts early for me. At around half past four a get up, pack all my stuff, a quick breakfast and then I leave the campsite in the first morning light. The first kilometers are a easy downhill ride, but soon it goes uphill. The uphill part continues for nearly two and a half hours, with short breaks to refuel. As a reach the top I only have to pass a tunnel (2), not that fun with sunglasses. From now on it is more or less the whole time downhill (1), with some steep climbs every once or while. At Bologna I'm sleeping in a hotel, because the campsites are at the opposite side of the city and I'm to tired to go another 15 kilometers, after 103 already.
From Bologna it goes on the next day to Reggio Emilia. Luckily I found Marco at Wharmshowers, who is hosting me for tonight. The cycling is really nice today, because for the first time, there are actually cyclingpathes (3) lasting longer than 500 meters. I feel way more save on them and I can go even faster, because of less traffic. Shortly before I arrive at Reggio Emilia I correspond with Elena, the sister of Marco's girlfriend Lucia, where to meet. Thanks Elena for the quick and easy navigation. After the arrival at there apartment, I take a shower, write postcards and my diary. Marco and Lucia are coming back from work and Lucia starts making Pizza for tonight, which is really tasty. Afterwards we have a long conversation about my tour and typicall italian and german peculiarities. I love it to spend my evenings being connected with people from Wharmshowers. Most of the members really like to cycle, often made tours on their own and we all share the same fascination for cycling.
At the morning after we have breakfast together and then I pack my stuff again and get on my bike. Thanks for the awesome stay you three. I enjoyed it with you a lot and hope to return the favour of hosting in future. Cycling takes me today to Cremona, all day long in the rain. I don't make many breaks when it rains (4), I try to get away from the bad weather, but it isn't working today. So the 88 kilometers are in more or less rain. As I arrive the rain luckily stops and I can pitch my tent. After a quick stroll around the city and a stop at the supermarket, I make myself dinner and then head to bed.

Today it is the plan to reach Milan, which is about 110 kilometers away. The weather is better (5), the landscape aswell. I cycle through fields, pass farmes, pass orchards for cherries and apples and the sun is shining, which I really enjoy compared to yesterday. The traffic in Milan is better then expected and so I get to the campsite after a long day of just cycling. After placing the tent it starts to rain and I sit in the restaurant and start writing the blog entry.
If I have days off from cycling I use them to look at the citys I am currently in. So I visit Milan, I visit the big church (6) and the museums around her. Then I go for a walk around town, just looking at the buildings, all the shops and enjoying it not to cycle, after five days of constant cycling.
The second day off I use for washing (7), resting, relaxing and writing this blog post.

Today I will go to Como and tomorrow then leave Italy  after nearly 2100 kilometers and head into Switzerland in the direction of Zurich.

Best

Johannes

Kommentare

  1. Wir sind seit einer weiteren woche zu hause und verfolgen ihren Blog mit grossem interesse. Wir sind gespannt, wie es dir geht. Ich hoffe das Wetter hat sich für dich verbessert. Als wir nach hause fuhren war es 1gr. Celsius unterwegs undes schneite sehr stark. Er war schön, Sie kennenzulernen und Ihnen eine schöne abenteuerliche Reise zu wünschen, die gelingen wird.

    Grüsse van Jacco & Margriet

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