Regen, nichts als Regen

von Freiburg nach Waiblingen
trotz Nässe gute Laune (1)


50. Tag: Freiburg - Donaueschingen 72km (1390 Höhenmeter)

Nach drei Ruhetagen in Freiburg geht es wieder weiter. Aber zum ersten Mal auf der Tour seit Sizilien geht es wieder in Richtung Süden, um meinen Cousin Georg zu besuchen. Nachdem ich alles eingepackt habe, das Fahrrad wieder beladen ist und ich mich von Johanna verabschiedet habe, geht es los. Aus Freiburg hinaus an der Dreisam entlang bis nach Kirchzarten. Hinter Kirchzarten geht es erst langsam, dann in Haarnadelkurven richtig steil in den Schwarzwald. Es regnet, wenn auch nur kurz, ist ziemlich kühl und so geht es bis auf 1050m hoch. Über einige Bergrücken bis an den höchsten Punkt der Tour heute, dort ein paar Bilder von der Landschaft und ab ins Tal. Ich bin sehr gut darin an praktischen Einkehrmöglichkeiten vorbei zu fahren, um dann Umwege für ein Essen fahren zu müssen. So komme ich den Genuss noch Neustadt und Tittisee zu besichtigen für ein Mittagessen. Leider liegen beide Städte in einem Loch, ringsherum nur Berge und so muss ich wieder hoch. Die Rampe die ich dafür hochfahre, bringt mich dazu alle 50 Meter anzuhalten, um die Sahnetorte wieder nach unten zu beschwören. Keine gute Idee vor diesem Anstieg eine Sahnetorte zu essen. Oben angekommen geht es dann aber immer gerade aus durch den Schwarzwald Richtung Donaueschingen. Kurz vorher halte ich noch in einem Cafe, eine Schwarzwälder Kirschtorte und einen Cafe. Ein älteres Ehepaar setzt zu mir an den Tisch und wir kommen ins Gespräch. Ich merke auf einmal wie an den umliegenden Tischen die Gespräche eingestellt werden und bald hören sechs umliegende Tische zu und stellen Fragen zu meiner Tour. Irgendwann habe ich alle Fragen beantwortet und ich mache mich auf die letzten Meter nach Donaueschingen zu Daniel und Marianne, mit Ihren Kindern Viktoira und Katharina. Zwei Freunde der beiden sind auch noch da und so wird es ein super Abend, mit Pizza und vielen Gesprächen über unsere Touren. Daniel und Marianne haben die USA mit dem Rad von Ost nach West durchquert. 

mitten im Schwarzwald (2)


51. Tag: Donaueschingen - Friedrichshafen 101km (830 Höhenmeter)

Schon bereits in der Nacht hat es unaufhörlich geschüttet und auch am Morgen besteht keine große Veränderung. So starte ich ganz entspannt in den Tag und stelle auf dem Regenradar fest, dass gegen zwölf der Regen für den bergigen Teil der heutigen Etappe wahrscheinlich aufhören wird. Noch ein bisschen Kinderbücher vorlesen für Viktoria und dann packen. Vielen Dank an euch Daniel und Marianne für die super Übernachtung. Ich fahre gegen zehn Uhr los. Es schüttet was runter geht. Meine Regenkleidung hält mich aber trocken, so lange ich nicht darunter schwitze, dann wird es nass von innen. Tatsächlich hört der Regen auf als ich in den Anstieg starte, die völlig überfüllte Donau habe ich erfolgreich überquert. Landschaftlich ist im Regen alles nicht so besonders, Wälder, Wiesen und Ausblicke, aber Zeit zum Verweilen lasse ich mir bei dem Wetter nicht. Über Engen und Aach geht es hinab zum Bodensee, wo ich nach knapp 50 Kilometern zu Mittagessen, bevor es dann entlang des Bodensees geht. Super Radweg, auch der Regen lässt etwas nach, dafür jetzt mit Gegenwind. Vorbei an den Pfahlbauten in Unteruldingen, in Meersburg kurz in einem Cafe aufwärmen und dann weiter nach Friedrichshafen. Bei Gerog angekommen, duschen und dann gemeinsam Grillen. Nach dem Abendessen gehe ich ins Bett.

im Regen am Bodensee (3)


52. Tag: Friedrichshafen - Mehrstetten 103km (1250 Höhenmeter)

Es regnet, eher gesagt der Himmel hat endgültig jede Schleuse aufgemacht und ändern soll sich das heute nicht. Ich starte in voller Regenmontour. Die ersten 25 Kilometer geht es heute mehr oder weniger bergauf. Im strömenden Regen kein großer Genuss, denn die Landschaft ist an sich super. Vorbei an unzähligen Obstbäumen, durch Weinberge und kleine Orte, mal steil, mal sanft bergauf. Als es endlich wieder bergab geht nach gut eineinhalb Stunden, halte ich an einer Metzgerei und es gibt es einen Lkw (Leberkäswecke). Die Hinterradbremse ist auch mehr noch zur Zierde da, denn so richtig bremsen kann man mit ihr nicht mehr, naja hab ja noch die Vordere. In Bad Saulgau ist die halbe Innenstadt gesperrt, aber nicht für einen ignoranten Reiseradfahrer und so umfahre ich alle Schilder, ohne eine tatsächliche Baustelle zu finden. Der Regen hat nicht an Stärke verloren, aber nach Riedlingen habe ich Rückenwind, es ist eben und entlang der Autobahn geht es Schnurr gerade aus, also eine Runde "rasen". Das ist für mich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25km/h, ziemlich schnell finde ich, wenn man die mittlerweile 48 Kilogramm Fahrrad auch noch beschleunigen muss. Aber hinter Riedlingen und direkt nach dem Mittagessen, halbiert sich die Geschwindigkeit mindestens, denn es geht hoch auf die Alb. Das Lauterbachtal hinter Zwiefalten ist selbst im Regen wunderschön. Viele enge Windungen des Baches im Tal, auf den Hügelkuppen alte Ruinen, Felsen die bei anderem Wetter sicher zum Klettern einladen und auf der Kreisstraße ist außer mir keiner. Dann kommt genau das was ich bereits wusste, nach 88 Kilometer geht es für die letzten die 15 Kilometer nochmal bergauf. Schöne Quälerei, hinzu kommt das ich seit vier Tagen einen Infekt mit mir herumschleppe, sicher nicht die Art, wie man schnell wieder gesund wird. Endlich komme ich in Mehrstetten an, ohne das eine Sekunde aufgehört zu regnen, auf 103 Kilometern, ein neuer Negativrekord. Bei Anna und Hannes (Warmshowers) mit ihren Kindern Azita, Thilo und Carla, wärme ich mich erst einmal am Ofen auf. Dann Abendessen, Reden und ab ins Bett, denn ich bin ziemlich fertig.

letzte Meter nach Mehrstetten bergauf im Regen (4)


53. Tag: Mehrstetten - Waiblingen 78km (850 Höhenmeter)

Heute ist der letzte Tag der Tour an dem ich konstant alleine gefahren bin, denn ab nächster Woche Mittwoch fährt für ein paar Tage mein Vater mit. Ich habe mich für 13:15 Uhr bei meinem Patenonkel Ulli und meiner Tante Gabi zum Mittagessen angemeldet. Das heist früh aufstehen, dann frühstücken und die übliche morgendliche Routine. Ich verabschiede mich von Hannes, Anna und den Kindern, vielen Dank für das Essen, nette Gespräche und das Genießen der ländlichen Idylle. Aus Mehrstetten heraus geht es bergauf, die Straße führt mich auf einen ehemaligen Truppenübungsplatz. Außer mir ist hier keiner unterwegs, die Straße im perfekten Zustand, leichter Regen, im morgendlichen Nebel, in vollkommener Stille, genieße ich jeden Meter. Dann geht es leicht bergab von der Alb herab, doch leider erweist sich der Weg als gesperrt wegen Steinschlag und Lebensgefahr. Also umdrehen und wieder hochfahren,  kleiner Umweg und dann vollends ins Tal. Mittlerweile sieht das Fahrrad aus wie Sau, denn heute waren schon einige Waldweg dabei. Ab Reichenbach geht es dann wieder bergauf, auf der Kreisstraße, nicht von jedem Autofahrer gern gesehen. Also hupen und pöbeln ist angesagt, mir vollkommen egal, denn es gibt hier keinen Radweg und das ist der kürzeste Weg. So langsam rennt mir die Zeit davon, um pünktlich da sein, da ich in Waiblingen fast eine Woche Pause machen werde, hole ich noch einmal alles aus mir heraus. Dann die letzten Meter an der Rems entlang nach Waiblingen, den Feuerwehrbuckel hoch und um 13:14 bin ich da, Punktlandung! Dann Mittagessen und Pause machen. Max, mein Cousin kommt heim und gemeinsam putzen wir unsere Fahrzeuge, er sein Auto ich mein Fahrrad. Danach steht nur noch Abendessen an und dann gehe ich ins Bett.

Fahrrad putzen (5)


Ich bin jetzt noch bis Mittwoch in Waiblingen, bevor ich mit meinem Papa in fünf Tagen nach Hause nach Nordhessen fahre. Die Zeit hier in Waiblingen nutze ich, um in Ruhe meine Familie in Waiblingen und Umgebung zu besuchen und meine Erkältung zu kurieren. Aber vor allem mache ich nach 2800 Kilometern eine längere Pause, um vollständig zu regenerieren.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!

euer Johannes






Four days of rain - from Freiburg to Waiblingen

Today I'll cross the Black Forest to get to Donaueschingen. Crossing the Black Forest (2) includes climbing more then 1350 meters, but cycling out of Freiburg along side the river Dreisam is nice and the section is not that steep. One of the steep parts begins right after Kirchzarten, by climbing to the highest point of the trip today. For supper I make the mistake of descending to Neustadt and I have to climb out of the valley again afterwards. I'm staying at Daniel and Mariannes place in Donaueschingen today, I contacted them via Warmshowers.
Yesterday it nearly didn't rain at all, but today is a different story. It rains heavily (1) and so I start pretty late to get to my cousin Georg in Friedrichshafen. The tour today is not that spectacular, it is more about covering some miles to get there. It rains for most of the time, only for the little climb to reach Engen, there is no rain. Along the Lake Constance (3) the rain gets less again, but now it is flat, so I can go "fast". At my cousins place I dry all my clothes and we have barbecue together on his balcony.
Probably one of the ugliest days of the tour so far. It hasn't stopped raining and looking out of the window, it won't stop at least for two hours. So there is no difference in leaving, so I leave early. First 25 kilometers are uphill, then descending for quite some time, cycling through Bad Saulgau and Riedlingen. After that some uphill parts (4) again, to get to Mehrstetten, where my Warmshowers-Hosts Hannes and Anna are living. The last twenty kilometers are through a narrow valley, on the hills around some old castles and a little river on the bottom. They have a lovely place and the first hour I'm most of the time sitting in front of the stove to get warm again. After cycling 103 kilometers in constant rain, I'm done for today, so after eating and some nice conversation I go to bed.
The last day of constant cycling on my own, because my father is cycling together with me next week. Today I'm going to my aunt and uncle in Waiblingen. I try to reach them around midday. So I start early to get there on point. The landscape is beautiful, no one around on the first 25 kilometers, in the early morning fog, through a old military facility and through a little bit of rain. In Germany there are many cycling paths, but it does not mean they are all paved roads. Sometimes you are cycling on little pathes through the forest. These parts are not in the best condition after four days of rain and so me, my bike and luggage get dirtier every meter. I reach my uncle and my aunt on time. After supper I take a break, sleep a bit and then clean my bike (5) for the first time on the tour.

I will stay here at Waiblingen until Wednesday to visit my family here and cure my cold, which I have since one week. On Tuesday my father will get down here and we will start on Wednesday to get home to Rotenburg together in five days.

I wish you all a wonderful weekend with hopefully nice weather!

best Johannes

Kommentare

  1. Hallo, Johannes, sind jetzt auch eingestiegen und lesen mit großem Interesse! Da hast du ja zurzeit wirklich Pech mit dem Wetter, es kann nur besser werden! Gute Genesung und beste Grüße von Gudrun und Horst

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