vom Mittelmeer ins Landesinnere

von Neapel nach Tivoli
vorletztes Bild am Mittelmeer 

13. Tag: Ruhetag Neapel

Ich habe mir keinen Wecker gestellt, wollte einfach mal sehen wann ich aufwache, aber meine innere Uhr scheint sich auf den neuen Rhythmus bereits eingestellt haben und so stehe ich um kurz vor Sieben auf und dusche. Was ein Luxus den ich sonst nie habe, denn ich könnte mein Handtuch trotz schnellem Trocknen, nicht mehr trocken bekommen und somit muss ich immer abends duschen. Ist aber bezogen auf andere Gäste nach einem langen Tag Fahrrad fahren nicht das Schlechteste, weil ich meist stinke wie so ein Iltis! Ich habe auf die Tour einen Riemen mitgenommen, der es mir erlaubt meine Fahrradtaschen in Umhängetaschen zu verwandeln, genau das brauche ich jetzt für Neapel und ich bin froh endlich auch dieses Teil zu verwenden. Ich fahre mit dem Zug nach Neapel rein und irre erst einmal ohne festen Plan durch die Stadt. Nun muss man sagen, dass in früheren Urlauben, bei Städtetrips mit meinen Eltern, Kirchen in Hülle und Fülle besucht wurden. Dementsprechend zieht es auch mich erstmal in eine Kirche, Santa Maria la Nova, in der mir durch einen Stadtplan sehr geholfen wird. Zur Kirche lässt sich sagen, dass der Kreuzgang sowie die zeitgenössische Kunstausstellung sehr sehenswert sind. Auf dem weiteren Weg, jetzt mit dem ungefähren Plan sich zum Nationalmuseum durchzuschlagen, komme ich an weiteren Kirchen vorbei, die natürlich angeschaut werden. Die Möglichkeiten meinen Magen zu füllen, werden ebenfalls genutzt. Das Mittagessen fällt derart üppig aus, dass mir die erste Stunde im Nationalmuseum so schlecht ist, dass ich mich von Bank zu Bank handele, um mich hinzulegen. Das Museum erinnert mich im Aufbau sehr an die sixtinische Kapelle in Rom. Mehrere große prachtvolle Säle und dazu allerlei Skulpturen, das berühmte Mosaik von Alexander dem Großen und wie eben üblich viele alte Trümmer sind zusehen. Jetzt aber genug mit Kultur und erstmal wieder in einem kleinen Cafe etwas essen und den fünften Cafe des Tages zu mir nehmen. Auf dem Weg zum Bahnhof stolpere ich noch über eine Kirche, die auf einem alten Forum (Marktplatz) erbaut wurde und schließe mich einer Führung an. Das Forum wurde im Zuge einer Schlammlawine begraben und erst vor wenigen Jahren entdeckt, weil die Kirche die darauf errichtet wurde, das komplette Geschehen begrub. Die Zugfahrt nach Hause gestaltet sich interessant, da aufgrund von rein italienischen Bahnansagen, ich einen Direktzug wähle und Gefahr laufe ohne Halt bis Pompei durch zufahren. Zum Glück kann ich doch noch vorher aussteigen und komme in Portici an. Wieder zurück im Hostel schreibe ich Tagebuch und nutze die Gunst der Stunde, um alle meine elektronischen Geräte zu laden. Danach noch eben Abendsessen in einem netten Restaurant und dann ab ins Bett.



Neapel mit Vesuv


14. Tag: Ruhetag Neapel

Auch heute lässt mich meine innere Uhr nicht im Stich und so stehe ich wieder früh auf, auch mein Zimmernachbar ist nicht unbedingt der Beste, mit seiner nicht diagnostizierten Schlafapnoe und seinem Hang dazu, nachts halb Italien abzuholzen. Duschen, frisch machen, Tagesgepäck packen und dann geht es direkt los. Auf dem Weg zum Zug, fallen mir noch zufällig zwei Hörnchen und ein Cappuccino in den Rachen und dann auf zum Bahnhof. Dies erweißt sich als gute Idee, denn die Metro wird heute umgebaut und dafür ist ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Ich komme aber noch mit dem normalen Zug bis fast nach Neapel und muss nur für die letzten drei Stationen auf den Schienenersatzverkehr zurückgreifen, der im übrigen deutlich besser funktioniert,  als bei der Deutschen Bahn. Ich wollte mal wieder in einen Fahrradladen, um ein Universalöl zu erwerben, trotzdessen das die Italiener gerne Rennrad fahren, gibt es kaum Läden. In Neapel ganze vier. Nachdem das erledigt ist wird es höchste Zeit mal wieder was zu essen, ist ja erst 90 Minuten her das es was gegeben hat. Gut gestärkt geht es dann hoch zur Burg, ich bin ja gut traniert also zu Fuß. Gute Idee die Straße windet sich am Berg langsam nach oben und die Aussicht auf Neapel und in der Ferne Capri wird immer besser, zusätzlich ist hier außer mir kein Touri unterwegs. Von der Burg aus mache ich allerlei Fotos von Neapel mit Vesuv im Hintergrund und schaue mir das Museum in der Kirche St. Martino an. Naja Krippenfiguren aus früheren Zeiten und ein paar Altäre überzeugen mich nicht unbedingt, dafür aber zwei sehr hübsche Kapellen. Es sich empfiehlt zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr nach Italien zu kommen, da man an allen größeren kulturellen Orten nur zwei Euro Eintritt bezahlt und sehr günstig unterwegs ist, was dann auch dazu einläd in mehr Sachen reinzugehen, als ursprünglich geplant. Runter vom Berg in die total überlaufene Haupteinkaufsstraße Via Toledo und die zugehörige Galerie. Danach über mehrere Stationen um den Magen mit allerlei Leckerein zu füllen, geht es wieder zurück zum Bahnhof. Das gleich Spiel wie heute Morgen mit der Bahn beginnt wieder und auf dem Rückweg zum Hostel, kaufe ich noch zwei Stöpsel, dazu später mehr. Jetzt Abendessen, Tagebuch schreiben, dem all wöchentlichen Familienskypen beiwohnen und dann ab ins Bett.

St. Martino Kapelle


15. Tag: Neapel - Mondragone 80km

Seit zwei Wochen unterwegs, Wahnsinn! Heute heißt es wieder Fahrrad fahren und weiter Richtung Norden. Nachdem alles eingepackt ist und die Touren auf Komoot in die offline Navigation gespeichert sind, geht es los. Bereits auf den ersten Metern merke ich wie sehr es mir gefehlt hat Rad zu fahren. Es ist einfach die geilste Art der Fortbewegung! Ohne Frühstück geht es erstmal 15 Kilometer durch die Vororte Neapel, an einem Obsstand kaufe ich Bananen und Weintrauben ein und dann weiter. Frühstück gibt es nachdem ich den Verkehr von Neapel umfahren habe. Vor dem Cafe errege ich wie eigentlich immer Interesse und einige Einheimische scharen sich um mein Rad. Mit Händen und Füßen erkläre ich was ich mache, erkläre alle Eigenheiten des Rads und versuche nach Möglichkeit Ihre Fragen zu beantworten. Sie versuchen mich verzweifelt davon zu überzeugen nach Caserta zu einem Onkel zu fahren, keine Ahnung welcher Onkel, aber irgendwann stimme ich zu, damit sie Ruhe geben. Nein ich fahre nicht nach Caserta, für mich geht es wieder zurück ans Meer. Eine Sache hatte ich jedoch beim Planen der heutigen Tour nicht beachtet. Es ist Palmsonntag, Italien erzkatholisch und ich gerate in einige Umzüge.  Oft verhindern Polizisten das ich meine geplante Route fahren kann und so schlängel ich mich an all den überlaufenen Kirchplätzen vorbei und komme wieder am Meer an. Kurz bevor ich zum Meer komme, werde ich noch durch eine Schafherde aufgehalten, die die Weide wechselt und dafür die gesamte Straße einnimmt. Der geplante Campingplatz hat mal wieder zu, alle in näherer Umgebung ebenfalls und so fahre ich nochmal 20 Kilometer mehr als ursprünglich geplant, bis ich einen offenen Campingplatz finde. Der ist zwar überhaupt nicht auf Zelte ausgelegt und der Besitzer weißt mir einen Platz zu, der mit Betonplatten ausgelegt ist, aber mit 20 Metern Schnurr und ein bisschen Improvisationstalent steht das Zelt. Selten so stolz gewesen das das Zelt steht. Als Belohnung hocke ich mich auf die Terasse ans Meer, schreibe Tagebuch, lasse mir ein Kaltgetränk mit Hopfennote schmecken und sonne mich. Zum Abendessen gibt es erst einen Teller Nudeln, dann eine Pizza und dann ein einladendes Bett.

Campingplatz direkt am Meer 


16. Tag: Mondragone - Salto di Fondi 73km

Heute steht keine große Strecke auf dem Plan und somit schlafe ich etwas länger. Da ich vergessen habe gestern einzukaufen, gibt es außer ein paar Weintrauben auch erst einmal nichts zu frühstücken. Also die übliche morgendliche Routine und rauf aus Fahrrad. Es ist relativ viel los auf der Bundesstraße und so verpasse ich erfolgreich den richtigen Abzweig und muss einen kleineren Umweg fahren, um zurück zur Tour zu kommen. Dies erweist sich jedoch als gut, denn ich komme an einem kleinen Supermarkt vorbei, kaufe ein und frühstücke kurze Zeit später an einem netten Flecken, neben einer kaum befahrenen Straße. Die Aussicht ist super und so lasse ich mir ein bisschen Zeit. Danach geht es weiter durch viele kleine Ortschaften, die sich an einer Hauptstraße an einander Reihen und  nahtlos in einander übergehen. Vor Gaeta, soll ich laut Navigation ein hässliches Industriegebiet besichtigen, ich drehe jedoch nach kurzer Zeit um, setze mich an die Promenade und mache Pause. Jetzt bin ich 1000 Kilometer unterwegs. Ich mache mir nicht viel aus Zahlen, aber es markiert schon eine gewissen Punkt und ich bin froh, ohne große technische Probleme, bis hier hin gekommen zu sein. Jetzt aber weiter, durch wunderschöne Landschaft, vorbei an großen Villen mit langen gut gepflegten Auffahrten, geht es auf der Küstenstraße in Richtung Campingplatz. Die nächsten fünf Kilometer gehören dann aber zu den unangenehmsten auf der bisherigen Tour. Die Straße wird schmäler, es geht bergauf durch zwei Galerien und fünf unbeleuchtete Tunnels. In diesen dann von LKWs überholt zu werden oder von Autofahrern geschnitten zu werden, brauche ich so schnell nicht wieder. Die Sonnenbrille verdunkelt die ganze Aktion zusätzlich. Zu Campingplätzen die geschlossen sind habe mittlerweile genug geschrieben und ich fahre an sieben Exemplaren vorbei und komme auf einem leider sehr teuren unter. Die Gegend bietet aufgrund dichter Bebauung und weiter Felder keine gute Möglichkeit, um wild zu campen. Zum Abendessen zwei belegte Brötchen mit Sonnenuntergang am Meer und dann ins Bett.

1000 Kilometer unterwegs 


17. Tag: Salto di Fondi - Lido di Latina 69km

So richtig aus dem Bett komme ich heute Morgen nicht. Nicht schlimm, viel steht auch heute nicht auf dem Programm.  Nach dem Frühstücken und einem netten Gespräch mit zwei Deutschen Campern geht es los. In einer kleinen Ortschaft, San Felice Circeo, mache ich die erste Pause und esse die restlichen Weintrauben. Ab jetzt geht es weiterhin bei super Wetter durch traumhafte Landschaft. Links von mir nach ein paar Dünen und leicht unter mir das Mittelmeer, rechts von mir dichter Bewuchs und dahinter ein Binnenmeer, die Straße selbst schnurgerade und kaum Autofahrer unterwegs. So stelle ich mir Radfahren vor. Es macht richtig Spaß, besonders langsam fahrende Rennradfahrer zu überholen, die sich scheinbar immer direkt herausgefordert fühlen und einen Sprint hinlegen, um mich wieder zu überholen. Ich biege ab und fahre nun am anderen Rand des Binnenmeeres entlang. Nun links Binnenmeer und rechts wieder Villen und alte Bauernhöfe. Auch die erste Kaffernbüffel, für den berühmten Mozzarella die Buffalo verantwortlich sind, stehen am Wegesrand. Schön anzuschauen, aber die Viecher riechen ähnlich schlimm, wie ich nach einem langen Radtag. Der ausgesuchte Campingplatz, hat trotz Angabe zur ganzjährigen Öffnung geschlossen und ich fahre zehn Kilometer zurück. An sich hat der Campingplatz auch geschlossen, weil die Duschen nicht gehen, aber nach dem ich dem Betreiberpaar versichert habe,  dass mir das egal ist und ich die Outdoordusche nutze, darf ich für sieben Euro bleiben. Jetzt kommen die Stöpsel zum Einsatz, denn keiner meiner bisherigen Campingplätze hatte welche und somit lässt sich ein Waschwasser nur schwer generieren. Also die Stöpsel verwenden und ein paar Klamotten waschen damit ich wenigstens wieder irgendwas frisches hab. Danach nochmal einkaufen fahren, hierfür erstens über die Autobahn und zweitens noch mal zusätzliche zwölf Kilometer, nicht das was ich nach einem solchen Tag brauche. Nach dem Abendessen dann direkt ins Bett, denn hier ist außer mir sowieso keiner.

was ein Wetter, was ein Weg


18. Tag: Lido di Latina - Tivoli 80km

Der letzte Tag am Meer für eine ganze Zeit bricht an und nachdem das Frühstück erledigt ist, alles eingepackt ist, mache ich mich wieder auf den Weg. Noch ein paar abschließende Fotos vom Meer und dann auf Richtung Latina. Den Ort umgehe ich so gut wie möglich, halte kurz an einem Bankautomaten, an einem Briefkasten und fahre dann weiter ins Landesinnere. Die Tour heute nach Tivoli soll verhindern, dass ich quer durch Rom fahren muss, was mir als keine allzu gute Idee erscheint. Das Wetter und die Landschaft lassen mich wieder staunen. Zum Einen wird es langsam hügelig, zum Zweiten blühen alle Blumen und die Häuser, eines schöner als das andere, die Gärten dazu ebenfalls und das Gesamtbild, einfach klasse. Ich könnte hier noch tausend Begriffe bringen, warum und wie toll das ist, aber ich empfehle einfach, schaut es euch doch mal selbst an. Nach knapp 40 Kilometer mache ich Pause und nehme mein Mittagessen ein und fahre dann weiter. Die Straße die mich heute zum höchsten Punkt meiner Tour bringt, ist zwar kaum befahren, gleicht dafür aber auch einem einzigen Schlagloch. Nachdem der Weg passiert ist, finde ich mich zum ersten Mal gefühlt, zwischen Weinreben wieder. Auf fast alle Berge, je nach Planung  folgt auch eine Abfahrt. Die Abfahrt ist super. Die Straße schlängelt sich durch leicht bewaldete Gebiete, zwischen den Hügeln hindurch und ich erreiche meine bis jetzt nicht gebrochene Höchstgeschwindigkeit von knapp 63 km/h! Nach Tivoli geht es dann wieder ein leichtes Stück bergauf. Heute muss ich mich nicht auf die Suche nach einem Campingplatz begeben, denn ich habe über Warmshowers, eine Seite zum Vernetzen von Radfahrern, jemanden gefunden, der mir für heute Nacht ein Bett zur Verfügung stellt. Gian holt mich auf der Hauptstraße ab und hinter seinem Auto hinterher geht es in ein Tal und damit zu seinem Haus. Das Haus hat er mehrheitlich selbst gebaut. Hat dafür einen alten Schuppen entkernt und nach seinen Vorstellungen sein Haus hineingezimmert. Um das Haus herum hat er seine eigenen Oliven- und Obstbäume, ein paar Hühner und damit eine wunderschöne kleine Idylle erschaffen. Ich dusche und schreibe Tagebuch, nebenbei unterhalten wir uns über unsere Touren. Er gibt mir Tips für weitere Ausflugsziele auf meiner Tour und  danach gibt es Spaghetti Carbonara. Das Haus liegt mehr oder weniger in einem Funkloch und nach einem Telefonat bin ich nach gut 80 Kilometern und 1000 Höhenmetern auch reif fürs Bett.


Fahrrad mit Olivenbäumen und Weinreben


Ich wünsche euch allen schöne Osterfeiertage und danke allen die so fleißig lesen und mir durch Ihre Kommentare weiter Ideen geben.

Grüße vom Lago di Bracciano

euer Johannes

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