Kalabrien

durch Kalabrien nach Neapel
in Tropea am Meer


6. Tag: Camping Mimosa - Tropea 40km

Nachdem ich gestern so viele Kilometer abgerissen habe, soll es heute mal ein bisschen entspannter werden, dass aus diesem Plan nichts wird, ist mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Abends im Zelt hatte ich Onkel Google gefragt, welche Orte in Kalbrien man gesehen habe sollte und da Tropea ganz in der Nähe liegt, entscheide ich mich kurzfristig für einen Einschub in die geplante Tour. Es geht also los, weit kommen tue ich nicht. Ich muss auf der letzten Etappe eine der Schrauben verloren haben, die das Hauptgewicht des hinteren Gepäckträgers trägt und so hält mich die Reperatur des Gepäckträger noch auf. Der Campingplatzbesitzer besitzt zufällig zwei passende Schrauben, eine für sofort und eine als Ersatz bekomme ich und los geht es nach Nocetera. Schon jetzt startet das Problem, bei 17-25% Steigung lässt sich das Fahrrad zwar fahren, jedoch besteht die Gefahr umzukippen und so entscheide ich mich lieber zu schieben, zum einen um meine Gesundheit nicht zu gefährden, zum anderen um nicht wegen weiteren technischen Problemen Zeit zu verlieren. Danach geht es weiter durch schöne kleine Orte, vorbei an unzähligen kleinen Bauernhöfen, mit passenden Ständen davor, die die angebauten Produkte verkaufen. Wieder biege ich auf eine Nebenstraße ab und schon wieder geht es hoch wie am Dach. Es folgen vier Kilometer, von denen ich zwei Kilometer bergauf schieben muss, bei 44 Kilogramm Gesamtgewicht von Fahrrad und Gepäck, maximal anstrengend. Die Nebenstraße würde in Deutschland auch eher als besserer Feldweg bezeichnet werden, Löcher in denen ich ohne weiteres mich und mein ganzes Fahrrad versenken kann oder auch abgebrochene Straßenteile die sich über den Anhang verstreuen. Oben angekommen bin ich erstmal komplett am Ende. Doch eins ist klar, ich muss weiter und über einen ausgewaschenen Feldweg geht es in den nächsten Gegenanstieg, der mal wieder zum Schieben einläd. Nun aber endgültig über eine wunderschöne, kurvenreiche Straße runter nach Tropea. Jetzt folgt die übliche Campingplatzroutine und dann geht es in die Stadt, bisschen die kulturelle Bildung vorantreiben und sich erholen. Abends noch den ersten Blogeintrag verfassen, eine Pizza essen gehen und dann ab ins Bett.




7. Tag: Tropea - Campora San Giovanni 85km

Der Tag beginnt früh, damit ich noch vor dem Losfahren den Blogeintrag online bekomme und dann ab durch die Mitte. Mal rauf, mal runter, aber vor allem schnell komme ich voran. So richtig viel zu sehen gibt es gefühlt nicht, also fahre ich erst einmal 40 Kilometer, bevor ich in einem kleinen Küstenort Pause mache, wie immer Cafe plus zwei süße Teilchen und dann weiter. Nun folgt ein grausamer Streckenabschnitt, in der Nähe edes Flughafens von Lamnezia, an dem gleichzeitig einige Logistikunternehmen ansässig sind. Die Bundesstraße ist einspurig, ohne Standstreifen, der sonst mein Zuhause ist und ich werde gefühlt alle zwei Minuten von mehreren LKWs überholt. Dieses Gefühl, wenn auf der Gegenfahrbahn gleichzeitig ein Bus fährt und der LKW zum Überholen deiner selbst ansetzt, kann ich nicht empfehlen. Zum Glück sind das nur zehn Kilometer, also gut 25 Minuten. Danach geht es weiter bis zum Campingplatz, viel außer Fahrrad fahren habe ich heute nicht gemacht. Alle Campingplätze haben zu und nachdem Wildcampen ausscheidet, da das Gebiet recht dicht bebaut ist und ich nach 80 Kilometern keine Lust auf 300 Höhenmeter nur für einen Schlafplatz habe, entscheide ich für ein Hotel. In der Nebensaison, ist das sonst wahrscheinlich recht teure 4-Sterne Hotel gut bezahlbar und ich nutze die Gelengenheit zum Waschen sämtlicher dreckiger Kleidung. Danach noch ein kurzer Einkauf und dann die Annehmlichkeiten eines Hotelzimmers nutzen, Duschen so lange man lustig ist und nicht so lange es die Duschmarke zu lässt, ein normales Handtuch zum abrubbeln und ein Bett, traumhaft.

Sonnenuntergang am Campingplatz 


8. Tag: Campora San Giovanni - Scalea 99km

Ich habe kein Frühstück mitgebucht und nachdem alle Kleidung wieder eingepackt ist geht es los nach Scalea. Auf dem Plan stehen knapp 100 Kilometer und damit steht auch heute außer Fahren nicht viel an. Radfahren macht heute wieder besonders viel Spaß, denn es schüttet auf den ersten 30 Kilometern des Tages. Die Küstenstraße die ich auch heute wieder befahre ist wunderschön, windet sich an den Berghängen entlang, einzig immer wieder unterbrochen durch unbeleuchtete kurze Tunnels, die auf Grund meiner Sonnenbrille noch dunkler erscheinen. In einem kleinen Ort an der Küste, Acquappesa, gibt es mal wieder den Cafe und diesmal 3 süße Teilchen, man weiß ja nie wie weit man noch für einen geöffneten Campingplatz fahren muss. Tatsächlich keine schlechte Idee, denn in Scalea hat mal wieder die Hälfte zu und ich komme auf einem einfachen Campingplatz unter, mit einem sehr bemühten Besitzer. Jetzt duschen, Abendessen in der nahegelegenen Pizzeria, bisschen Instagram und Facebook und dann über Warmshowers, Website zum Vernetzen von Tourenradfahrern, geht es ins Bett.

Straße nach Sapri


9. Tag: Scalea - Foria 90km

Wie immer geht es früh los, auch weil ich morgens meist meine Ruhe auf den Campinplätzen habe und dann das Zelt abbaue, frühstücke und losfahre. So auch heute und bei atemberaubenden Wetter und Landschaft geht es durch Scalea. Die Orte werden immer kleiner die Küstenstraße einsamer, aber gefühlt immer schöner, hinter jeder Kurve erwartet einen ein fantastischer Ausblick auf Küste, Orte und Meer und das frühe Aufstehen zählt sich mal wieder aus, mit Einsamkeit und dem Gefühl der puren Freiheit. Wer also mal Zeit hat, nicht unbedingt den sportlichen Anspruch das mit dem Fahrrad zu machen, kann ich die Küstenstraße zwischen Scalea und Sapri nur empfehlen. Der Vorteil am Fahrrad man ist langsamer und hat noch mehr Zeit. In Sapri angekommen, gibt es einen Cafe und das übliche Essen, ein Gang zur Bank verschafft, die nötigen liquiden Mittel und ab in die Berge. Zumindest fast, denn bereits seit einem Tag begleitet mich ein Knacken und bei voller Last ein lautes Quietschen an der Hinterradnabe. Nach einigen Telefonaten, sowie Videoanrufen mit Rohloff und den Fahrradtechnikern, Daniel und Michael der Fahrradwelt Bebra, vielen Dank für eure großartige Unterstützung, geht es weiter. Das Knacken sei seit neuesten bekannt und trete bei Carbonriemen auf, spiele aber keine Rolle, außer das es nerve und werde dann in Deutschland behoben. Von nun an geht es bergauf und zwar ständig. Die Zeit ist auch durch die technischen Probleme bereits vorangeschritten und die Chance einen passenden Campingplatz zu finden oder meinen Warmshowers-Host noch zu erreichen schwinden. Bei einem kurzen Einkauf bereite ich mich auf eine Nacht wildcampen vor. In der Nähe von Foria, etwas abseits der Straße, stelle ich nach Sonnenuntergang mein Zelt auf und gehe zügig schlafen.


10. Tag: Foria - Paestum 90km

Die Nacht war schauerlich, es hat kurz nach dem Einschlafen angefangen zu Regen was runter ging und auf Grund der Geräuschkulisse war an Schlaf nicht mehr zu denken. Um 5:15 Uhr klingelt der Wecker und ich baue im Dunkeln mein Zelt wieder ab, alles rauf aufs Fahrrad, los und warmfahren. Irgendwo mitten auf der Straße, um die Uhrzeit kein Problem halte ich an, putze meine Zähne, frühstücke kurze Zeit später und fahre weiter. Eine Nacht im Freien heißt für mich auch keine Möglichkeit mein Handy zu laden, dass ich zur Navigation brauche, meine Powerbanks sind ebenfalls leer und so verabschiedet sich irgendwann das Handy. Damit werden die Cafestopps heute etwas länger, damit ich, nachdem ich mit Hände und Füßen erklärt habe was mich will und sämtliches Italienisch verwendet habe, was ich beherrsche, mein Handy geladen wird. Erst in Ascea und nach kurzer knackiger Abfahrt und sehr langem Gegenanstieg in Rutino, um meine Navigation irgendwie aufrecht zu erhalten. Ich habe Karten der Gebiete dabei, aber nur Übersichten und komme damit hier nicht mehr wirklich voran, also Orte merken und Straßenschilder beachten. Es geht runter nach Agropolio und da hier mal wieder alles zu hat, weiter nach Paestum. Die Sonne knallt vom Himmel und bei schönsten Wetter geht es ins UNESCO Weltkulturerbe, die Tempel von Athene und Neptun anschauen. Am Abend esse ich noch in der Pizzeria des Campingplatzes und unterhalte mich lange mit Josh und Antonia, zwei Engländer die mit ihrem Motorrad 4 Monate durch Europa reisen. Alle Eigenheiten der Italiener, der italienischen Toiletten, der Bildungssysteme beider Heimatländer, sowie die unterschiedlichen Touren werden besprochen und dann geht es um kurz nach elf ins Bett. So lange war ich auf der ganzen Tour noch nicht auf.

vor Athenes Tempel in Paestum 


11. Tag: Ruhetag in Paestum
Nach 10 Tagen jeden Tag auf dem Rad und fast 900 zurückgelegten Kilometern, habe ich mich entschieden mal einen Tag nicht Rad zu fahren und Pause zu machen. Das heißt bis kurz nach sieben schlafen, in Ruhe aufstehen, frühstücken, den Engländern noch einen Besuch abstatten und Ihnen für Ihre Reise alles gute zu wünschen. Es fängt an zu regnen und ich ziehe mich ins Restaurant zurück. Dort treffe ich wie das der Zufall so will Armin. Er hat vor einer Woche seine Tour begonnen und dafür all sein Hab und Gut verkauft, um nun mit dem Motorrad durch die Welt zu reisen, als nächstes geht es für ihn auf den afrikanischen Kontinent. Falls Ihr seine Reise verfolgen wollt, findet Ihr ihn über seine Website (www.armin-thalhofer.de) oder auf Facebook/ Instagram unter selbigen Namen. Ich finde es beachtlich und beeindruckend sich zu einem solchen drastischen Schritt zu entscheiden, um den eigenen Traum zu verwirklichen. Aber sein Leitspruch: "Irgendwann ist Irgendwann zu spät!" beschreibt dies sehr treffend. Wir unterhalten uns über unsere jeweilige Vorbereitungen, Erwartungen, Ängste, Träume und alles was uns so einfällt. Nebenher schreibe ich diesen Blogeintrag und plane die weitere Route, wie es nach Pompei/ Neapel weiter gehen soll. Den Tag verbringen wir beide im Restaurant, den Morgen mit Cafe und Kuchen, den Nachmittag mit Pasta und abends dann Pizza, dazu das ein oder andere Kaltgetränk.

Foto zusammen in Pompei


12. Tag: Paestum - Portici, Neapel 91km
Die ganze Nacht hat es geregnet, mal geblitzt mit wunderschönen Donnergrollen hinter her, aber vor allem eine erweckende Geräuschkulisse. Ich hätte nicht gedacht, dass ich damit derartig viele Probleme habe, dass ich bei dem getrommel der Tropfen auf dem Zelt einfach nur sehr schwer schlafen kann. Früh geht es wieder hoch und umziehen im Zelt, um nicht das ganze im Regen machen zu müssen. Noch zwei kurze Telefonate, ein kleines Frühstück und auf geht es nach Neapel. Der Regen hat natürlich noch immer nicht aufgehört und so sind die ersten 35 Kilometer nach Salerno im Regen zurückgelegt. Die Straße dorthin ist hässlich und führt vorbei an großen Luxushotels und nachdem diese abgearbeitet sind, ist der Strasenstrich Kalabriens sehr präsent, davon hatten mir Josh und Antonia bereits erzählt. Der Stadtverkehr von Salerno ist chaotisch, doch mittlerweile habe ich mich an die Eigenheiten gewöhnt und stürze mich mit breiter Brust ins Getümmel. Es macht fast Spaß, auch wenn man gefühlt fast alle zehn Meter umgefahren wird. Hinter Salerno geht es dann steil den Berg hinauf, nicht allzu lange, bevor das Tal sich langsam verbreitert und einen herrlichen Blick auf den Vesuv und die Vororte Neapels freigibt. Regnen tut es im übrigen bis kurz vor Pompei, das heißt bis knapp Kilometer 70. Die letzten 30 Kilometer bis zum Hostel sind recht entspannter Innenstadtverkehr, aber Kopfsteinpflaster und Basaltstraßen lassen mich trotzdessen fluchen. Im Hostel angekommen, jetzt einrichten, Fahrrad wegschließen, duschen und dann auf nach Pompei. Hier schaue ich mir den archäologischen Park zum alten Pompeji an. Armin kommt auch nach Pompei und wir trinken noch einen Cafe zusammen und machen das Foto, was wir gestern vergessen haben zu machen. Danach geht es für mich mit dem Zug wieder zurück zum Hostel, Abendessen, Blogeintrag fertigstellen und dann ab ins Bett.

Ruinen von Pompeji


Die nächsten drei Tage verbringe ich jetzt in Neapel und Pompei, bevor es weiter in Richtung Norditalien geht. Im Moment bin ich recht schnell unterwegs, wenn ihr also Vorschläge für Orte in Italien habt, die man gesehen haben sollte, außer Rom, Pisa, Lucca, Sienna, Florenz, Venedig und Mailand, schreibt sie doch gerne mal in die Kommentare. Wenn es halbwegs zur Tour passt, könnte ich dem ein oder anderen Ort noch einen Besuch abstatten.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und vielen Dank für all die Unterstützung auf Facebook, Instagram, Whatsapp und diesem Blog!

euer Johannes

Kommentare

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  2. Verona ist eine sehr schöne Stadt und auch das Örtchen Como am Comer See ist zu empfehlen! Gute Fahrt weiterhin Johannes

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